Freitag, 29.09.2023

Urlaub mit Mama und Papa

Nun melde ich mich hier endlich wieder zurück :)

Die paar Tage Urlaub mit meinen Eltern in der letzten Woche haben mir in jeglicher Hinsicht gut getan und dafür bin ich sehr dankbar.

Es war definitv nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber trotzdem war es wunderschön, mit Menschen umgeben zu sein, die mich lieben und unterstützen.

Mein Vater hatte ein Hotel im traditionellen tunesischen Stil unweit von der Altstadt gebucht. Die Topbewertungen auf Booking.com hatten unsere Erwartungen dann doch etwas höher angesetzt, als es dannn tatsächlich war. Rein vom Ambiente her war das Hotel aber ziemlich beeindruckend. Unser Zimmer war dann von der Ausstattung und Sauberkeit eher so unteres Mittelmaß. Das WLAN funktionierte in unserem Zimmer gar nicht oder äußerst selten, am besten war die Internetverbindung lustigerweise auf der Dachterrasse des Hauses.

Das Viertel in dem wir gewohnt haben, ist weit unter den Standards, die ich von den Gegenden in denen ich hier verkehre, gewohnt bin. Das war auch für mich ein kleiner Schock am Anfang. Nachdem der erste Abend nicht so richtig gut lief, weil wir nicht das finden konnten, was wir uns vorgestellt haben, wurde es dann ab MIttwoch aber richtig schön. Wir sind nach La Marsa gefahren, das "europäischste" Viertel am Meer und sind lange am Strand spazieren gegangen. Danach waren wir noch in dem Café, worüber ich auch schon mal hier berichtet habe und diesmal lief auch alles reibungslos. Nachdem wir dann ein wenig durch die Straßen geschlendert sind, haben wir uns noch an den Strand gelegt, was auch unglaublich schön war (und nein, Badesachen hatten wir nicht dabei, sonst wären wir definitiv auch baden gegangen).

Am Donnerstag ging es nach Sidi Bou Said. Ein Künstlerviertel, das sehr malerisch gelegen ist und bekannt dafür, dass alles in weiß und hellbllau gehalten ist. Daher ist dieser Teil auch sehr touristisch. Nachdem wir dort in einem Restaurant mit traumhafter Aussicht geluncht haben (und beim bezahlen ziemlich abgezogen worden sind, weil wir viel mehr bezahlen sollten, als wir konsumiert haben), sind wir ein bisschen durch die Straßen dort gelaufen.Dann sind wir weitergelaufen, den Hügel wieder runter, zum Strand von Sidi Bou Said. Dieses Mal hatten wir Badekleidung dabei und ich bin das erste Mal in den zwei Monaten hier im Meer geschwommen!!! Dementsprechend happy war ich auch, obwohl der Strand bei weitem nicht so schön war, wie der in La Marsa. Trotzdem war es ein schöner Nachmittag.

Am Freitag waren wir vormittags erst kurz in einem Einkaufszentrum und haben dann in einem Café Mittag gegessen, dass ich seit dem Beginn meiner Zeit hier im Auge habe, aber das immer zu hatte bisher, wenn ich dann konnte. Oh. Em. Gee" liegt im Stadtviertel Lac 1 und ist damit voll im Botschaftenviertel. Dementsprechend europäisch ist tatsächlich auch der Sttil des Ladens. Dort haben wir dann gegessen und sind danach weiter nach La Marsa, noch einmal. Auch dieses Mal hatten zumindest Papa und ich Badesachen dabei und den Nachmittag haben wir am Strand verbracht. Die Wellen waren echt toll und insgesamt war es ein wunderschönes Erlebnis. Am gleichen Abend sind wir dann noch in ein traditionelles tunesisches Restaurant iinmitten der Souks in der Medina gegangen. Das war auch nochmal ein besonderes Erlebnis. Das Essen war zwar lecker, aber leider viel zu viel.

Da der Rückflug meiner Eltern erst am Samstagnachmittag ging, sind wir am Vormittag noch einmal in die Souks. Ich wollte ihnen gerne ein Café mit Dachterrasse zeigen, wo mich Hiba an meinem ersten Wochenende in Tunis hingeführt hatte. Da die Souks aber ein echtes Labyrinth sind, wenn man sich nicht auskennt, hat es eine Weile gedauert. EIgentlich hatte ich schon alle Hoffnung aufgegeben, bis ich den unscheinbaren Laden, der unter dem Café ist, doch zufällig wieder erkannt habe! Also konnten wr doch noch eine tolle Aussicht über die Stadt genießen. Das Ende war dann leider nicht so schön, weil es nach hinten raus dann doch sehr knapp wurde mit der Zeit. Da das mit dem Taxi nicht geklappt hatte, sind wir letztlich zu Fuß, einmal quer durch die Souks zurück zum Hotel gerannt und hatten kaum Zeit, zum Abschied nehmen. Nachdem meine Eltern sicher im Taxi Richtung Flughafen saßen, habe ich mir selbst eins genommen und bin zurück nach Hause.

Dort habe ich meine Sachen gepackt und bin dann in eine Airbnb Wohnung gezogen für die letzte Woche, die mir meine Eltern großzügigerweise bezahlt haben. Aber dazu noch an späterer Stelle hier mehr :)

Heute ist mein letzter Arbeitstag und dann mache ich noch ein paar Tage Urlaub, gemeinsam mit meinem Freund, der heute Nachmittag ankommt. Wir sind erst zwei Tage in Tunis, bevor es dann noch für ein paar Tage nach Hammamet geht. Die Stadt liegt eine knappe Stunde von Tunis entfernt und fast jeder, mit dem ich hier gesprochen habe, hat mir diesen Ort empfohlen, quasi eine Art "Must-See".

Soweit für heute. Auch wenn es dann nächsten Donnerstag für mich zurückgeht, werde ich hier sicher noch ein paar Mal schreiben. Es gibt noch so einiges zu erzählen und zu verarbeiten.

 

Montag, 18.09.2023

Schreibblockade

Mehr und mehr versinke ich momentan in meinem eigenen Gedankenkarussel und das ist inzwischen wirklich unangenehm. Dabei geht es um alles Mögliche, aber gerade große Themen der näheren Zukunft beschäftigen mich sehr. So zerdenke ich alles und stelle selbst eigentlich eindeutige Tatsachen und feste Vorhaben wieder infrage. Es wird Zeit, dass ich hier rauskomme, lange halte ich es mit mir selbst nicht mehr aus. Meine Eltern kommen zum Glück morgen schon und dann habe ich bis zum Ende der Woche frei und kann die Zeit komplett mit ihnen verbringen und genießen.

All diese Gefühle haben dazu geführt, dass ich mehrmals angefangen habe, einen neuen Blogeintrag zu schreiben und jedes Mal wieder aufgegeben habe. Es geht vieles in mir vor und ich würde gerne über viele Dinge schreiben, ich finde nur momentan nicht die passenden Worte.

Daher melde ich mich hier trotzdem kurz, um euch genau das mitzuteilen. Es wird sicher wieder anders und ich gebe mir Mühe, dass das bald der Fall ist. Aber ich werde gerade meinen eigenen Ansprüchen an diese Texte nicht gerecht. Ich freue mich sehr über jede einzelne Person, die meine Gedanken hier liest und meine Zeit ein bisschen mitverfolgt und bin unglaublich dankbar, für all das Feedback, was ich von euch bekomme.

Ich melde mich hier so schnell wie möglich zurück!

Freitag, 08.09.2023

Ein Ausflug nach Carthage

Mehr und mehr zähle ich die Tage, bis das Praktikum vorbei ist. Ich weiß nicht mal so richtig, was genau die ganze Situation jetzt noch so viel mehr verschlechtert hat, aber ich finde es momentan wirklich nur noch schwer auszuhalten. Ich hatte die Idee, mir ein Airbnb zu suchen für das Wochenende, direkt am Meer. Um einfach mal rauszukommen und mich richtig entspannen zu können. Nun wird das leider nichts. Am Donnerstagabend für Freitag buchen ist dann doch etwas zu kurzfristig. Also muss ich schauen, dass ich das Wochenende gut rumbekomme. Mich belastet das gerade alles so sehr, dass es mich eher lähmt.

Eine gute Nachricht ist, dass ich meine Prüfungsleistung doch nicht mehr machen muss. Damit habe ich eine riesige Last weniger auf den Schultern und theoretisch nun mehr Zeit, um die Stadt zu erkunden und meine Bachelorarbeit weiter zu planen. Theoretisch. Wie gesagt, momentan habe ich eher das Gefühl still zu stehen. Ich möchte rennen, aber ich kann nicht. Mein einziger Lichtblick ist die Ankunft meiner Eltern in eineinhalb Wochen, dann habe ich ein paar Tage frei und wohne mit ihnen im Hotel.

Aber um meine gedrückte Stimmung jetzt nicht komplett hier auszulassen, will ich noch von meinem Erlebnis am letzten Sonntag erzählen. Ich hatte mir ja bereits seit Wochen vorgenommen, endlich das Nationalmuseum von Carthage zu besuchen. Ein Museum, dass die faszinierende Geschichte der Stadt Karthago in der Antike beleuchtet.

Naja, in der Annahme, dass ich mich dort in klimatisierten Innenräumen bewegen würde, habe ich meinen Besuch so geplant, dass ich ziemlich genau um 14 Uhr dort ankam. Vor mir ein riesiger Platz und keine Menschenseele. Ich war etwas überfordert, denn das hatte ich nun nicht erwartet. Zum Glück nahm sich ein älterer Souvenirshopbesitzer meiner an (natürlich nicht ohne Hintergrundgedanken, aber dazu später) und hat mir netterweise erklärt, wie, wo, was ist. Das Museum sei zurzeit geschlossen, aber der archäologische Park daran anschließend geöffnet.

Ich musste also ein Ticket kaufen, was die nächste Herausforderung wurde. Nachdem ich bereits drei Mal gesagt hatte, dass ich eine Karte haben möchte, da ich ja offensichtlich alleine unterwegs war und der Verkäufer mich scheinbar noch immer nicht verstanden hatte, sagte ich „Je suis seule“. Ich bin alleine. Das verstand er dann und hat seinerseits darauf einen sehr unglücklichen Flirtversuch gestartet. Was mir natürlich erst im Nachhinein so richtig klar geworden ist, nachdem ich einen Zettel mit seiner Nummer drauf zusätzlich zu meiner Eintrittskarte bekam :D Daraufhin war ich dann wieder vollkommen verunsichert von meinen Französischkenntnissen. Hatte ich ihm jetzt gesagt, dass ich Single wäre anstatt dass ich allein bin? Nein, habe ich nicht, nachdem ich mich dann auch nochmal bei meinen Kolleginnen rückversichert habe. Naja.

Dann war ich also in diesem archäologischen Park. Mit mir gefühlt zehn andere Menschen. Komplette Mittagshitze und kaum Schatten. Dazu kam, dass es auch kaum Informationen gab an den verschiedenen Ruinen. Ohne eine geführte Tour ist das ganze in jedem Fall eindrücklich, aber mich hätten die genauen Geschichten doch sehr interessiert.  So bin ich eine ganze Weile rumgelaufen, bis ich endlich ein schattiges Plätzchen auf einer Bank finden konnte. Ich wollte auch nicht nach einer halben Stunde schon wieder gehen.

Dazu muss man wissen, dass es eine ganze Reihe von Ausgrabungsstätten von Karthago in der Umgebung gibt, die man besuchen kann. Und das Ticket, was ich gekauft hatte, ist für alle diese Sehenswürdigkeiten gültig. Aber alle gerade so unglücklich weit voneinander entfernt, dass es für einen Spaziergang bei 30 Grad und Sonne in jedem Fall zu weit ist. Ich hatte dummerweise nicht genug Geld mitgenommen, nur so viel, dass ich mir ein Taxi zurück leisten konnte.

Letztendlich bin ich doch fast eineinhalb Stunden dort gewesen und am Ende wurde es auf einmal deutlich voller. Dann war die Wärme auch schon wieder etwas erträglicher. Am Ausgang wurde ich direkt vom Souvenirverkäufer vom Anfang abgefangen. Ich sagte ihm, dass ich kein Geld dabeihätte, was ja auch tatsächlich so war. Es ging ein bisschen hin und her und natürlich war sein Bestreben, mir was verkaufen zu wollen. Und doch habe ich mit diesem älteren Herrn eine der nettesten Erfahrungen bisher gehabt. Er war sehr geduldig, was mein Französisch anging, und das hat mir enorm geholfen. Denn im Gegensatz zu der Überzeugung mancher Menschen hier, kann ich sehr wohl Französisch sprechen. Ich habe wenig Übung, weshalb ich oft nach Worten suche. Aber mit dem richtigen Gegenüber funktioniert die Kommunikation letztendlich doch recht gut. Am Ende fragte ich ihn noch nach dem Weg zum Meer und habe ich ihm eventuell versprochen, dass ich in zwei Wochen mit meinen Eltern wiederkomme, mit Geld dann diesmal. Mal schauen.

Weiter ging es für mich zum Meer, was eine Viertelstunde entfernt war. Auch dort war leider wieder kein Strand, aber allein der Anblick und das Rauschen des Ozeans sind schon sehr heilsam. Von dort habe ich dann ein Taxi zurück nach Hause genommen.

Fazit: Diese Ausflüge allein bleiben eine Herausforderung für mich. Es gibt immer wieder Situationen, in denen Dinge anders laufen als ich es gewöhnt bin und die mich daher verunsichern. Ich habe meistens ein konstantes unangenehmes Aufgeregtheitsgefühl im Bauch und entspanne mich erst wieder, wenn ich in meinem Zimmer bin.

 

 

Sonntag, 03.09.2023

Es gibt Neuigkeiten!

Nach einer recht intensiven Woche, melde ich mich hier auch endlich mal wieder zurück.

First things first: Am Dienstag habe ich erfahren, dass mein Praktikum hier anstatt der geplanten drei Monate nur acht Wochen dauern wird. Der Grund dafür: große Umstrukturierungen in der Firma und also keine Kapazität, noch eine Praktikantin zu beschäftigen.

Meine erste Reaktion war direkt Erleichterung. Die letzten zwei Wochen fand ich doch in vielerlei HInsicht anstrengend und kräfteraubend. Mir fehlt mein Westeuropa doch sehr. zusätzlich dazu kommen eben verschiedenen andere Fakoren, die mein Wohlfühlgefühl hier einfach mindern. Ich hätte es durchgezogen, keine Frage. Aber mit dem Fakt, dass ich nun schon die Hälfte der Zeit geschafft habe und es nur noch vier Wochen sind, die vor mir liegen, in denen mich auch noch meine Eltern besuchen und ich ein paar Tage frei habe, kann ich doch viel leichter leben.

Die Sache mit der Wohnsituation hatte sich dann auch erledigt. Hiba hatte mich zwar noch gefragt, was ich mit ihr besprechen wollte. Ich habe es dann erzählt, bin aber auch auf keinerlei Verständnis gestoßen. Mir ist es dann auch egal gewesen, vier Wochen werde ich so noch irgendwie überstehen. Ich glaube das schlimmste ist, dass ich mich nicht als mündige Person fühle.

Bestes Beispiel dafür ist jetzt am Wochenende passiert. Hiba war das gesamte Wochenende weg, hat mir das aber nicht gesagt. Im Gegenteil. Als sie am Freitag nicht nach Hause gekommen ist, habe ich nachgefragt am Samstag, ob alles okay ist. "Ja, ja. Ich weiß nicht wann ich zurückkomme." Naja, sie hatte ihren Koffer mitgenommen, ich kann schon eins und eins zusammenzählen. Mir ist nur nicht klar, wieso sie mir nicht einfach sagt, dass sie übers Wochenende weg ist. Ich würde weder ne Party schmeißen, noch würden meine Freunde aus Europa mal eben rüber jetten. Es würde NICHTS ändern. Aber ich würde mich respektiert fühlen. So ansatzweise auf Augenhöhe mit ihr. Als erwachsene Person.

Professionell läuft es zum Glück um einiges besser, um mal wieder versöhnlichere Töne anzustoßen. Auch im Zuge mit dem Gespräch Anfang der Woche wurde mir gesagt, dass sie sehr zufrieden mit meiner Arbeit sind und vor allem auch von den Lernenden aus meinem Kurs sehr positives Feedback bekommen haben. Ich habe sogar 100 Dinar mehr Geld bekommen, als eigentlich abgesprochen war, wofür ich natürlich sehr dankbar bin. Mich freut es natürlich sehr, dass zumindest meine Arbeit Anerkennung findet und dass gerade auch meine Lernenden etwas mitnehmen konnten aus dem Unterricht. Ich merke noch immer, wie sehr ich beim Erklären der deutschen Grammatik ins Straucheln komme, weil ich es immer noch nicht gut erklären kann, für Menschen, die eben nicht dieses intuitives Sprachgefühl haben, wie man es in der L1 nunmal hat. Zum Glück konnte ich mich da mit meinen Lernenden ganz gut ergänzen, denn es war auch alles nur Wiederholung von Dingen, die sie schon kannten. Also glücklicherweise nicht ansatzweise so unangenehme Situationen wie letztes Jahr mit meinen A4 Schüler*innen in Holland :D

Am Mittwoch habe ich dann noch unverhofft frei bekommen. Am Dienstagabend hatte ich ein bisschen Panik geschoben, weil ich am Donnerstag eine Deadline hatte, für die ich doch noch einiges machen musste. Also fragte ich, ob ich vielleicht eine Stunde früher mit meinem Kurs beginnen kann, um eine Stunde früher fertig zu sein. Daraufhin hat Hiba mir dann angeboten, dass ich auch den ganzen Tag dafür nutzen könnte. Ich war unglaublich dankbar dafür und bin dann aber am Mittwoch doch mit ins Büro, um an einem Schreibtisch arbeiten zu können und auch für die Geselligkeit. Aber die Stunden an dem Tag haben mir wikrlich enorm geholfen, ich konnte meine Aufgaben schon einreichen und weitere Recherche für meine Bachelorarbeit betreiben.

Ansonsten verlief die Woche recht unspektakulär. Ich durfte mehr im Marketing Bereich machen und habe den Social Media Content für die deutsche Plattform von Advanzioo für September geplant. Außerdem durfte ich bei einer der Videoaufnahmen dabei sein, wo sich die Kandidat*innen kurz vorstellen für potentielle Arbeitgeber und habe einige Skripts für diese Virdeos geschrieben. Das macht mir auch wirklich Spaß und ist in jedem Fall eine gute Alternative zum Unterrichten.

Mein Kurs ist nun auch beendet, denn die ersten Kandidat*innen sind Mitte der Woche für den Beginn ihrer Ausbildungen nach Deutschland geflogen. Das war irgendwie doch auch ein bisschen emotional zumindest mit den Leuten, die wirklich regelmäßig dabei waren und auch aktiv im Unterricht mitgewirkt haben.

So viel für heute. Habt einen guten Start in die neue Woche!

Sonntag, 27.08.2023

Gedanken zur letzten Woche

Mein Wochenende verläuft dank anstehender Deadlines von der Uni nun doch sehr viel unspektakulärer, als ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Aber ich möchte ja mein Studium langsam mal beenden, also muss ich jetzt noch durchhalten und fleißig meine Prüfungsleistungen bearbeiten. Da ich leider keinen Schreibtisch habe, ist die Arbeit auf dem Bett allerdings auch nicht so richtig motivierend, mal abgesehen davon, dass richtig merke, wie uncool mein Körper das findet. Aber mir bleibt nichts anderes übrig.

Bewegungsmangel

Momentan muss ich sagen, vermisse ich mein Zuhause bisher am meisten. Abgesehen von den Menschen vermisse ich die grünen Wiesen und Pflanzen (auch wenn es natürlich utopisch ist zu denken, die wären Ende August noch saftig grün) und einen grauen Himmel. Ganz abgesehen natürlich vom Essen. Und Bewegung!!! Mir war nicht bewusst, wie krass wenig man sich bei einem 9-5 Job im Büro bewegt! Dazu die Hin-und Rückfahrt im Taxi und dann am besten noch den Fahrstuhl in den ersten oder zweiten Stock nehmen. All das ist absolut gängig bei meinen Kolleg*innen und ich weiß wirklich nicht, wie sie das aushalten. Ich weiß natürlich nicht, wie deren Freizeit aussieht. Ich vermisse vor allem das tägliche Fahrradfahren. Und auch, wenn ich mich als Studentin nun auch nicht suuper viel bewege, erscheint es mir doch um einiges mehr zu sein als nun hier. Fahrrad fahren, zwischendurch was erledigen, von einer Fakultät zur andere laufen usw. Bei meiner Suche nach irgendeinem Ausgleich (denn bei aller Liebe, beim Yoga mache ich ja auch nicht viele Schritte), bin ich auf Youtube auf sogenannte "Walking Workouts" gestoßen. 5000 Schritte in 30 Minuten! Ob das so stimmt, sei mal dahin gestellt, aber es ist tatsächlich eine angenehme Abwechslung zum ständigen Sitzen. Auch auf Arbeit probiere ich ab und zu fünf Minuten auf der Dachterrasse hin- und her zu laufen, wenn ich es gar nicht mehr aushalte. Der Nachteil hier ist halt einfach wirklich die große Hitze. In der geht niemand joggen und einen Nachmittagsspaziergang lässt man dann auch sehr kurz ausfallen.

Zu introvertiert für diese Welt

Letzte Woche hatte ich dann noch ein typisches Drinnie-Problem. Zwei Lerner aus meinem Kurs sind ins Büro gekommen, um ihr Visum für Deutschland entgegen zu nehmen. Ich wusste das nicht und saß mit den Rücken zu ihnen im Büro den Gang etwas weiter runter. Dann habe ich aber ihre Stimmen gehört und wurde mehr und mehr sicher, dass das eben zwei der sehr regelmäßigen Teilnehmenden sein müssten. Doch wie so oft, war ich mir zu 99% sicher und das 1% Unsicherheit hat dazu geführt, dass ich letztlich nichts getan habe. Naja, es stellte sich später noch heraus, dass sie es wirklich waren und als ich sie darauf angesprochen habe, waren sie erstens überrascht, dass ich im Tuniser Büro saß. Scheinbar hatten sie angenommen, dass ich in Deutschland wäre. Und zweitens waren sie dann doch sehr traurig, dass wir uns nicht gesprochen haben...so viel dazu. Es kommen wahrscheinlich noch ein paar der Leute in der kommenden Woche rein und ich gebe mir wirklich Mühe, mein Verhalten dann zu ändern und aktiv auf sie zuzugehen.

180-Grad Wende

Inhaltlich habe ich in der letzten Woche auch auf Nachfrage der Lernenden in meinem Kurs "die deutsche Geschichte" behandelt. Großes Thema und ich war doch etwas überfordert, wie ich das angehen sollte. Letztlich ging es natürlich um das 20. Jahrhundert, also Nazi-Zeit und das geteilte Deutschland. Was es zusätzlich schwieriger machte war, dass ich keinerei Idee hatte, wie viel Vorkenntnisse meine Lernenden diesbezüglich hatten. Bei meiner Recherche, wie ich das ganze auf eine passende Art bespechen kann, bin ich dann auf einen ganzen Themenkomplex getroffen, der sich mit diesem Teil der Landeskunde im DaF Unterricht befasst. Ich fand es so interessant, dass ich nun dabei bin, mein bisheriges Thema für die Bachelorarbeit nochmal komplett über den Haufen zu werfen und etwas zu machen, was ich wirklich interessant finde. Auch dafür ist an diesem Wochenende einiges an Recherchezeit für ins Land gegangen und ich bin noch immer unsicher. Mal gucken, was das noch wird, aber ich habe einfach direkt gemerkt, dass ich das Thema persönlich viiieel interessanter finde, als eine langweilge Fehleranalyse.

Die Sache mit dem Klo

Eine weitere Anekdote noch zum Leben hier und gewissen kulturellen Unterschieden: der Toilettengang. Keine Sorge, es wird nicht zu detailliert :D Gleich am Anfang ist mir natürlich schon der Schlauch neben der Toilette aufgefallen. Dieser wird anstelle von Klopapier benutzt. Und das Klopapier dann qasi nur zum trocknen. Aber glücklicherwiese gibt es sowohl im Büro als auch hier zuhause trotzdem immer Klopapier. Denn an die Idee mit dem Schlau komme ich einfach nicht ran. Diese Woche hab ich einfach mal gegoogelt und dazu dann auch ein Forum gefunden, in dem sich vor allem deutsche Frauen darüber ausgetauscht haben, wie das bei ihren tunesischen Männern denn ist. Es war sehr unterhaltsam zu lesen und die Meinunen gingen auch so vollkommen auseinander, was die Effektivität der Methoden betrifft. Es gab die Tunesier, die sich angepasst haben an europäische Klos, aber auch deutsche Frauen, die auf dieses Gadget auch zuhause nicht mehr verzichten wollten. Mir ist die Idee von einem Bidet oder zu Deutsch Po-Dusche natürlich auch nicht fremd. Aber ich habe festgestellt, dass ich doch lieber bei der mir vertrauten Varante bleibe :D

Achso, noch ein kleines Update bezüglich der Wohnsituation: Ich habe noch nicht mit Hiba gesprochen. Ich hatte sie um ein Gespräch gebeten und sie hat auch zugestimmt, aber mich dann heute doch nochmal auf morgen vetröstet, weil sie noch DInge zu erledigen hatte. Ich berichte in jedem Fall, wenn es neue Entwicklungen gibt.

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und melde mich baldmöglichst wieder!

Freitag, 25.08.2023

Drei Wochen in Tunesien

Gestern war es genau drei Wochen her, dass ich nach Tunesien gekommen bin.
Es ist lustig, jedes Mal ist ea wieder das gleiche, dass ich am Anfang die Tage und Wochen zähle, die ich in einem anderen Land bin. Bis es irgendwann unübersichtlich wird und im besten Fall: unwichtig. Ob mir das hier passiert, weiß ich noch nicht.
Mein Zeitgefühl ist wieder einmal sehr gegensätzlich: auf der einen Seite verging die Zeit doch recht schnell, auf der anderen hat sie sich aber irgendwie auch sehr gezogen...
Mein Zwischenresümee nach 3 Wochen?
Es ist alles sehr, sehr anders, als alles was ich gewohnt bin und bisher kennengelernt habe. Das hat mich am Anfang sehr verunsichert und tut es auch jetzt noch in Situationen, die ich nicht vorhersehen kann. Trotzdem finde ich es super spannend und faszinierend und schon jetzt eine unglaubliche Bereicherung.

Und eigentlich fühle ich mich auch wohl. Uneigentlich gibt es aber Dinge, die ich angehen sollte und zumindest aktiv probieren sollte, sie zu verändern.
Das ist zum einen meine Situation in der Firma. Momentan fühlt es sich eher als unterbezahlter Job an und nicht als Praktikum: ich gebe selbstständig und ohne jegliches Feedback Unterricht und bereite diesen vor. Gestern hab ich darüber tatsächlich mit Hiba reden können und gefragt, ob es möglich ist, auch in weitere Bereiche des Unternehmens Einblicke bekommen zu können. Sie meinte daraufhin, dass dies sowieso der Plan war und die ersten drei Wochen quasi als Einstieg gedacht waren und jetzt nach und nach verschiedenen andere Dinge dazu kommen werden.

Ein zweiter, noch größerer und unangenehmerer Punkt ist die Wohnsituation. So sehr ich Hiba dankbar bin für ihre Gastfreundschaft und ihre Bemühungen mich in Tunesien einzuführen, würde ich mir sehr einen eigenen Platz zum Wohnen wünschen.
Wir sind beides erwachsene Menschen, die normalerweise alleine wohnen und das ja auch aus Gründen. Und letztendlich hätte ich mich nie auf dieses Praktikum eingelassen, wenn ich gewusst hätte, dass ich die drei Monate im Schlafzimmer meiner Chefin wohnen würde. Ich denke, es wäre in unserer beider Interesse, wenn ich meine eigene Wohnung hätte.

Da ich sehr ungern unangenehme Gespräche führe, drücke ich mich jetzt schon eine ganze Weile davor, mit ihr diesbezüglich zu reden. Ich nehme es mir in jedem Fall vor, es dieses Wochenende anzusprechen und hoffe, dass es unser Verhältnis nicht verschlechtert. Im "schlimmsten Fall" bleibt alles, wie es ist. Aber es würde das ganze sicherlich nicht einfacher machen, wenn die negativen Energien zwischen uns überwiegen.

Was die Integration angeht, bin ich weiterhin skeptisch und habe nur noch wenige Erwartungen an die verbleibende Zeit, in Bezug auf Leute kennenlernen und wirkliche Freunde zu finden. Vielleicht gelingt es mir trotzdem, noch Gespräche mit einigen Menschen zu führen. Gerade auch die Gespräche mit meinen Lernenden finde ich sehr interessant, oft reden wir über die Unterschiede zwischen Tunesien und Deutschland und momentan lerne ich auf diese Weise am meisten über Land und Leute.
Meine Arbeit macht mir an sich also tatsächlich Spaß und da auch immer die gleichen Leute am Kurs teilnehmen (im besten Fall so 6-7 von 15), fühlt es sich inzwischen recht vertraut an und wir lachen auch oft gemeinsam.
Wie erwartet finde ich also die Arbeit mit Lernenden, die aus einer intrinsischen Motivation heraus Deutsch lernen wollen, deutlich angenehmer und letztendlich natürlich auch einfacher, als mit Jugendlichen, die mehr oder weniger dazu gezwungen werden.

Ich hätte es nie gedacht, aber nach drei Wochen mit täglich 30 Grad und mehr, freue ich mich jetzt schon auf den Herbst in Westeuropa :D Bei der Recherche für meinen Unterricht, bin ich diese Woche auch über das Thema Herbst in Deutschland gestolpert und dachte mir, dass ich meine Lernenden ja auch auf diese sehr grauen, regenerischen Tage vobereiten muss. Also haben wir Ende August über  die dritte Jahreszeit gesprochen und ich hab mich noch nie so schwärmerisch darüber reden hören :D

Aber diese krasse Hitze ist einfach nichts für mich. Was das Entdecken des Landes (oder zumindest der Stadt) angeht, hoffe ich einfach, dass das auch bei diesen hohen Temperaturen funktioniert...für das bevorstehende Wochenende hatte ich mir wieder einiges vorgenommen, allerdings sollen es 40 Grad werden. Das senkt die Motivation dafür dann doch erheblich.

Mittwoch, 23.08.2023

Rückblick aufs Wochenende

Auch wenn es schon wieder MItte der Woche ist,kommt hier noch ein kleiner Rückblick auf das vergangene Wochenende. Ich war das erste Mal alleine in der Stadt unterwegs. Und lerne mehr und mehr. Zum Beispiel allein in einem Restaurant sitzen und das über einen längeren Zeitraum, ohne ein Laptop oder Buch dabei zu haben.

Gefühle zuzulassen, egal welcher Art sie sind. Ich habe mir ein Notizbuch und Stift gekauft, um meine Gedanken aufzuschreiben. Das erste Mal seit Jahren habe ich wieder konkrete Ideen für kreative Schreibprojekte. Es ist alles im Fluss, bzw. es hat angefangen zu fließen und dafür bin ich sehr dankbar.

Das war eine meiner größten Hoffnungen für diese Monate hier, dass ich die Zeit habe und die Möglichkeit, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Und auch wenn das jetzt extrem egoistisch klingt, ist es doch notwendig. Die Ereignisse und Gefühle der letzten 12 Monate habe ich noch nicht komplett verarbeitet, mir selbst noch nicht vergeben. Und so unangenehm es auch wieder ist darüber nachzudenken, es hilft. Mich selbst zu akzeptieren, die Person, die ich war und die ich auch durch das letzte Jahr geworden bin. So lerne ich, dass ich an erster Stelle in meinem Leben stehe und niemand anderes. Ich kann jetzt leben, ohne mich über meinen Beziehungsstatus zu definieren, allein daraus das Selbstvertrauen zu ziehen. Und so banal diese Erkenntnis auch ist und so selbstverständlich sie sein sollte, sie war es für mich nicht. Und natürlich ist es trotzdem wunderschön zu wissen, dass man geliebt wird, dass da jemand ist, auf dem man sich immer verlassen kann. Aber ich bin gerade von der Zuneigung eines Mannes nicht mehr so abhängig, wie ich es sehr lange war.

Das erste Mal allein unterwegs sein und die Stadt zu erkunden, hat mich aber auch einiges an Kraft und Nerven gekostet. Nachdem ich mich die ganze Woche darauf gefreut hatte am Samstag endlich was zu machen, war ich dann am Samstagvormittag doch wieder etwas überfordert mit allem. Eigentlich hatte ich schon einen Plan, wo ich hinwollte. Dann habe ich im Internet recherchiert, was man dort so machen kann und bin dabei auf andere Sehenswürdigkeiten gestoßen, die auch super interessant sind. Die Konsequenz war dann, dass ich gar nicht mehr wusste, was ich will und kurz vor einem kleinen Zusammenbruch stand mit dem Gedanken, mich doch einfach in meinem Zimmer zu verkriechen. Genau in dem Moment fragte Hiba mich, ob ich Lust hätte, mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen. Das habe ich dankend angenommen und ihr dann auch von meinem akuten Problem erzählt. Sie war dann wirklich sehr hilfreich, indem sie mir noch mehr über das Viertel erzählt hat und dann bestimmt drei Mal mit mir die Wegbeschreibung durchgegangen ist, wie ich zu einem bestimmten Café komme, was ich gerne besuchen wollte.

Also bin ich dann ein paar Stunden später (dies war dann allein der Hitze geschuldet) los, habe mir ein Taxi nach La Marsa bestellt. Das wird oft als der europäischste Stadtteil beschrieben, dort leben sehr viele Franzosen und Französinnen, aber auch viele Menschen aus weiteren Ländern. Dort angekommen, bin ich erstmal zum Strand gelaufen. Endlich! Nach zwei Wochen in Tunesien habe ich es dann auch so richtig ans Meer geschafft. Mit den Schuhen in der Hand bin ich ein Stück in der Brandung den Strand entlanggelaufen und war einfach nur glücklich, am Wasser zu sein. Mit ordentlich Hunger bin ich dann einige Zeit später in das Café gegangen. Dritte Etage, Terrasse mit Meerblick. Die Location ist auf jeden Fall traumhaft. Nun kam dann aber auch die Herausforderung. allein zu bestellen, zu sitzen, zu bezahlen.

Die bekannten Vorgänge im Restaurant wurden für mich dann doch herausfordernder als gedacht. Angefangen beim Service. Es gab Kellner, also nahm ich an, ich würde am Platz bedient werden. Nach 10 Minuten warten, bin ich rein und habe einen Kellner gefragt, wie das hier läuft. Er hat mich nicht ganz verstanden, gesagt, ich könnte beim ihm bestellen. Nachdem ich noch eine Menükarte erfragt hatte, stand ich etwas unangenehm mitten im Raum und habe die Karte gelesen, der Kellner zwei Meter von mir entfernt. Auch deshalb habe ich einfach das erstbeste genommen, was mich angesprochen hat, hab schnell bestellt und geschaut, dass ich rauskomme, wieder an meinen eigentlichen Platz. Danach hat alles so weit geklappt (ich hab dann beobachtet, dass man sehr wohl am Tisch bestellen kann, wenn denn ein Kellner sich dazu bequemt, in die Nähe zu kommen). Ich saß eine ganze Weile dort, hab beim Essen wieder gemerkt, dass mein Magen noch nicht so richtig gut ist und mir einfach Zeit gelassen. Die nächste Herausforderung war das Bezahlen. Meine bevorzugte Strategie ist es ja, einfach zu schauen, wie andere das machen und dann nachmachen.  Nur hat es eeewig gedauert, bis ich das mal beobachten konnte.

Übrigens muss ich hier auch oft daran denken, dass man ja über Deutsche sagt, dass sie viel und gerne starren…ich glaube, ich habe das Klischee absolut bestätigt in diesem Fall :D aber es war mir egal, ich wollte um jeden Preis eine nochmal so unangenehme Situation mit dem Kellner vermeiden. Ja, ich weiß, es sollte mir egal sein, was fremde Menschen über mich denken…es ist es leider nicht und daher mein sehr passives Verhalten. Bis ich dann beobachten konnte, dass man rein geht und am Tresen bezahlt. Das habe ich dann auch schnell getan und bin wieder zum Wasser. Am Strand habe ich dann noch den Sonnenuntergang angeschaut und in mein frisch gekauftes Notizbuch geschrieben. Sehr glücklich bin ich dann am Abend wieder zurückgefahren.

Mein Sonntag war dann wieder sehr, sehr unspektakulär und geprägt von ausschlafen, arbeiten und telefonieren.

 

 

Freitag, 18.08.2023

Fastfood und Herausforderungen

In den zwei Wochen, in denen ich jetzt hier bin, durfte ich schon einiges an tunesischen Spezialitäten probieren. Natürlich immer abgewandelt, denn eigentlich ist überall immer Tunfisch drin. Gleichzeitig hat sich essen überhaupt für mich persönlich zu einer nie da gewesenen Herausforderung entpuppt. Doch der Reihe nach.

Tunesische Fast Food Spezialitäten

An meinem ersten Wochenende hat mir Hiba am Samstag die Altstadt von Tunis gezeigt und ich durfte gleich drei verschiedenen Fastfood-Spezialitäten probieren. Das Schöne ist, dass die Sachen vor deinen Augen ganz frisch zubereitet werden. Somit ist es auch kein Problem, extra Wünsche anzugeben, in meinem Fall also keinen Thunfisch (ich habe übrigens nachgeschaut: beide Schreibweisen mit und ohne h sind richtig 😉) hinzuzufügen. Als erstes durfte ich Fricassé probieren. Das Foto wird dem Essen nicht wirklich gerecht, es ist wirklich ziemlich lecker. In meinem Fall war es ein frittierter Teig, der gefüllt ist mit Kartoffelbrei, Harissa, gekochtem Ei und Oliven. Es ist sehr lecker, aber durch das so typische Harissa für mich einfach schon grenzwertig scharf.

Am gleichen Stand habe ich dann noch das erste Mal Brik gegessen. Dies ist eine sehr beliebte Vorspeise. Es ist eine Art Dreieck, aus ganz dünnem, frittiertem Teig. Dieser ist gefüllt mit normalerwiese Thunfisch, gekochtem Ei, Kapern und Petersilie. Bevor man es isst, wird es mit frischem Zitronensaft beträufelt. Ebenfalls sehr lecker und für meinen nicht an Schärfe gewöhnten Körper auch deutlich besser auszuhalten.

Spezialität und eine Art Grundnahrungsmittel zugleich ist das schon erwähnte Harissa. Das ist eine Paste (sieht für den Laienblick aus, wie Tomatenmark), die aus Chilischoten und Knoblauch hergestellt wird und wirklich für alles und jedes Gericht benutzt wird. Es bildet eine Art Grundlage für die tunesische Küche und die Menschen sind dementsprechend stolz darauf. Erinnert mich manchmal von der Art zu schwärmen ein bisschen daran, wie Deutsche über deutsches Brot reden :D Also definitiv ein Kulturgut. Passenderweise spreche ich gerade mit meinen Lernenden auch über Essensgewohnheiten und Gerichte. Sie alle werden im September Tunesien Richtung Deutschland verlassen und es ist klar für sie, dass mindestens ein Päckchen Harissa im Gepäck nicht fehlen darf.

Aber zurück zu meinem Fastfood Marathon an besagtem Samstag: Nachdem einige Zeit vergangen war (denn Fricassé und Brik direkt hintereinander sind doch ziemlich füllend), gab es dann noch etwas anderes. Cassecroute ist ein Stück Baguette, gefüllt mit Ei (ja, das ist hier sehr beliebt), Pommes, Salat und Harissa. Normalerweise dann auch noch mit Tunfisch dazu. Auch das ist sehr lecker, aber ebenso reichhaltig, wie die Dinge davor. Ihr ahnt es, an diesem Tag musste ich dann nichts weiter mehr essen.

Essen als Herausforderung

Wer mich kennt, der weiß, dass ich essen und kochen sehr liebe. Zu meinem eigenen Bedauern, war ich noch nie ein Mensch, der gut Mahlzeiten ausfallen lassen konnte.

Hier ist irgendwie alles anders. Zum einen hat mein Körper echte Probleme mit der Schärfe von einfach allen Gerichten. Mein Mund ist regelmäßig am Brennen und das ist irgendwann echt nicht mehr spaßig. Zum Glück wird immer viel Brot dazu serviert, trotzdem muss sich mein Organismus da noch sehr dran gewöhnen.

Zum anderen ist meine anfängliche Überforderung, was ich denn dann jetzt für mich selbst kochen kann, noch immer nicht ganz weg. Dazu kommt der Zeitfaktor. Ich schaffe es momentan noch nicht, regelmäßig an einem Tag zu essen. Und so ist es insgesamt auch noch immer viel weniger, als ich normalerweise zu mir nehme.

Das Frühstück hier besteht (zumindest, wenn ich mit Kolleginnen ins Café gehe) aus Pain au Chocolat und einem Café Americain, also schwarzer Kaffee mit Zucker. Da es eben nicht üblich ist, pflanzliche Milchalternativen anzubieten, muss ich auf meinen geliebten Cappuccino verzichten und trinke mehr aus der Not heraus (also v.a. wegen des Koffeins) schwarzen Kaffee. Nun ja. Delikat geht anders, aber wenn man das Schokobrötchen rein tunkt, ist es ganz erträglich :D

Diese Spirale aus zu wenig essen hat sich in der jetzt vergangenen Woche immer weiter zugespitzt: ich hatte immer mehr mit Übelkeit zu tun, ohne zu wissen, ob Nahrung jetzt noch helfen würde oder nicht, um den Zustand zu verbessern. Am Mittwoch fand das Ganze dann in Kombination mit wahnsinnigen Kopfschmerzen seinen traurigen Höhepunkt und ich musste mich mehrmals übergeben. Seitdem bin ich noch vorsichtiger, was ich esse und probiere es gleichzeitig wieder regelmäßiger zu tun.

 BrikFrühstück

Brik, Fricassé, Pain au Chocolat                         

Donnerstag, 17.08.2023

Kleines Update

Jetzt ist doch deutlich mehr Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag, als ich mir das eigentlch vorgestellt habe. Gründe dafür sind einmal die Tatsache, dass ich mit dem Leben als Vollzeitarbeitende erstmal klar kommen muss und damit gerade am  Anfang der Woche sehr gestruggelt habe. Zweitens ging es mir jetzt ab Mitte der Woche rein körperlich alles andere als gut, aber das ist nochmal eine andere Geschichte.

Hier also erstmal ein kleines Update, was in der Woche bisher passiert ist.

Am wichtigsten ist vielleicht die Tatsache, dass ich seit letztem Samstag meinen eigenen Schlüssel habe und Hiba noch einmal ausdrücklich betont hat, dass ich natürlich ein eigenständiger Mensch bin und es quasi nur die Idee war, dass sie mich die erste Zeit etwas "an die Hand" nimmt. Vergangene Woche Donnerstag und Freitag bin ich schon (sehr aufgeregt) jeweils allein mit dem Taxi früher zurück nach Hause vom Büro, was natürlich einwandfrei geklappt hat. Ab Samstag war ich dann also vollkommen frei und damit dann auch erstmal ziemlich überfordert. Nach einigem hin und her überlegen, hab ich mich dafür entschieden, erstmal kleine Schritte alleine zu machen. Mein Highlight des Samstags bestand dann darin, alleine zum Supermarkt zu gehen.

Tunesische Supermärkte

Ich liebe es ja, in anderen Ländern in Supermärkte zu gehen und verbringe da die ersten Male auch immer viel zu viel Zeit drin, weil ich mir alles in Ruhe anschauen will und es einfach super spannend ist, was es für Unterschiede gibt und was gleich ist.

Hier sind die Unterschiede relativ offensichtlich. Die Obst- und Gemüseabteilung ist im Vergleich zu westeuropäischen Supermärkten wirklich klein. Was aber vor allem daran liegt, dass wohl hauptsächlich lokal angebaute Produkte ihren Weg in den Laden finden, was natürlich sehr lobenswert ist. Als verwöhnte Westeuropäerin allerdings trotzdem etwas gewöhnungsbedürftig. Denn Bananen gibt es beispielsweise scheinbar nur sehr selten, ich habe noch keine gesehen, geschweige denn gekauft.

Ansonsten sind es natürlich sehr viele Produkte die ich gar nicht kenne oder einfach ein Pendant zu Dingen, die bei uns anders heißen. Internationale Produkte sind wenig zu finden und wenn dann sehr teuer. Ein kleiner Laden in der Nähe des Büros verkauft Hafermilch für 12400 Dinar. Das sind umgerechnet knappe 4 Euro.

Vorurteile

Abgesehen von meinem Supermakt-Erlebnis war mein Wochenende aber sehr unspektakulär. Ich hatte mi offen gelassen, ob ich mich auf dem Weg nach Hause noch in ein Café setze, indem ich bereits zwei Mal mit Hiba gewesen bin. Dieses war dann voll mit ausschließlich Männern, was dann der Grund war, weshalb ich weitergegangen bin und mich nicht hingesetzt habe.

Hier bin ich dann aber doch sehr nachdenklich geworden. Was war es jetzt genau, was mich abgeschreckt hat, dort reinzugehen? Die Tatsache, dass es nur Männer waren oder dass es (logischerweise) arabische Männer waren. Denn meine negativen Erfahrungen in Deutschland sind einfach hauptsächlich mit arabischen Männern entstanden (und das jetzt nur in Bezug auf ähnliche Situationen im Gastgewerbe). Hätte ich mich also genauso unwohl gefühlt, wenn es offensichtlich europäische Typen gewesen wären? So ganz hab ich es noch immer nicht gelöst, aber in Europa kommt es für mich persönlich sehr auf das Klientel an. Ich würde mich auch in Deutschland nicht in eine rauchige Eckkneipe setzen, oder mir neben einer Gruppe Bauarbeiter einen Platz suchen.  Aber in nem hippen Café, wo vielleicht zufällig gerade nur Typen sitzen, vielleicht schon...(?) Naja. Ich weiß es nicht. Das mit den Vorurteilen ist ja genau eine Motivation für Tunesien gewesen. Ich bin gespannt, wie und ob ich mich da weiterentwickle...

Weiterhin war mein Wochenende wirklich absolut unspektakulär: Ich war mit Arbeiten für die Uni beschäftigt und habe viel mit lieben Menschen aus der Heimat telefoniert. Also nein, Stadt erkunden sieht anders aus, aber irgendwie habe ich mich insgesamt einfach noch nicht wohl und selbstsicher genug dafür gefühlt.

Das Gefühl, wieder ein Kind zu sein

Für die Woche habe ich mir dann vorgenommen, mehr und mehr alltägliche Dinge zu machen und so sicherer zu werden. Es fühlt sich ein bisschen an, wie wenn man als Kind die ersten Dinge alleine erledigen durfte. Alles ist neu und man kennt die Abläufe nicht, weiß nicht genau, was einen erwartet.

Inzwischen fühle ich mich schon deutlich routinierter in vielen Dingen und habe mir für das Wochenende vorgenommen, die Stadt ein wenig allein zu erkunden.

So viel für heute. Im nächsten Post möchte ich unbedingt über das Essen hier schreiben, denn da gibt es auch schon so einiges zu berichten! Ich bin wie immer dankbar für jegliches Feedback sowie Anregungen o.ä. :)

 

Sonntag, 13.08.2023

Kauderwelsch und Einsamkeit

Verständigung

In Tunesien spricht man Tunesisch (eine besondere Mischung aus Arabisch und Französisch) und die Amtssprache ist Französisch. Jede*r spricht also schon mal mindestens zwei Sprachen, viele jüngere Leute auch Englisch.

Meine Kommunikation auf Arbeit findet (außerhalb meiner Kurse) auf Englisch statt.

Mit meiner Kollegin Souleima würde ich gerne eine Art Tandem bilden, denn sie lernt Deutsch und ich Französisch und ich glaube, unsere Level sind ungefähr gleich ,sodass das Gefälle auch nicht zu groß ist. Nur ist es schwierig, die Sprache tatsächlich zu sprechen.
Vor allem wird das Kauderwelsch an Sprachen in meinem Kopf dann noch größer, als es ohnehin schon ist. Mit Englisch, Deutsch und Niederländisch konstant in meinem Kopf ist es schon herausfordernd genug. Wenn Französisch noch hinzu kommt habe ich das Gefühl, mein Gehirn ist vollkommen überfordert. Natürlich ist es eine Sache des Übens und ich hoffe noch immer, dass sich mein Französisch in der Zeit hier doch verbessert oder zumindest festigt. Mal schauen, was die Zeit so bringt. Abgesehen davon, ist es natürlich auch super spannend, noch ein bisschen Tunesisch zu lernen. Ein paar wenige Wörter kann ich schon, traue mich aber oft noch nicht sie zu benutzen.

Es ist irgendwie sehr interessant, die ganze Zeit mit einer Sprache umgeben zu sein, von der ich (wenn es gut läuft) alle paar Sätze mal ein Wort verstehe, weil es auf Französisch ist.
Oft hab ich keinen blassen Schimmer worüber die Menschen reden, anhand von Intonation und eventuell Gestik ist zumindest abzulesen, wie ernst oder lustig es gerade ist.
So gerne ich auch Menschen beobachte und mir überlege, worum es gerade gehen könnte, wird mir wieder einmal bewusst, wie wichtig das Beherrschen einer Sprache für die Integration ist. Ich fühle mich sehr an meine ersten paar Wochen in Holland erinnert, wo es ähnlich war (aber da habe ich zumindest das meiste verstanden und konnte nur nicht sprechen).

Ausgeschlossen

Das Nicht-Beherrschen einer Sprache exkludiert eine Person aber auch direkt von jeglicher sozialer Interaktion. Momentan wird mit mir im Büro nur Englisch gesprochen, wenn ich direkt angesprochen werde, ansonsten unterhalten sich meine Kolleg*innen auf Tunesisch. Was natürlich ihr gutes Recht ist und ich keinesfalls verurteile. Für mich wird das Nichtbeherrschen der Sprache genau dann zum Problem, wenn es eine Situation wie am Freitag ist. Wir hatten Mittagspause und gingen mit mehreren Leuten aus dem Team in ein Restaurant. Obwohl ich also die ganze Zeit von Menschen umgeben war, habe ich mich selten in dieser Woche so einsam gefühlt, wie in diesem Moment. Offensichtlich saß ich in einer geselligen Gruppe am Tisch. Praktisch fühlte ich das unangeneheme Gefühl der Einsamkeit in mir hochkriechen, da ich kein Wort verstand. Ja, ich beobachte gerne und spekuliere ,worüber es gehen könnte. Aber auch nur bis zu nem bestimmten Punkt, dann ist es einfach nur noch frustrierend für mich und mein Gehirn schaltet ab.

Wie so oft bin ich unsicher, ob und wie ich das thematisieren kann. Denn ich erwarte natürlich auch nicht, dass jegliche Gespräche auf Englisch geführt werden, sobald ich dabei bin. Aber so wie es jetzt isr, funktioniert die Integration ins Team meiner Meinung nach eben nur bedingt. Wenn ihr Tipps habt, wie ich damit umgehen könnte, freue ich mich sehr...

Auf der Suche nach Geselligkeit

Ein anderer Aspekt der Einsamkeit ist natürlich die Tatsache, dass ich bisher auch keinen Menschen kenne, abgesehen von meinen Arbeitskolleg*innen. Daher habe ich mich heute auf die Suche im Internet begeben und meinen guten alten Facebook-Account mal wieder benutzt, den ich genau für solche Zwecke dann doch noch nicht gelöscht habe.

Wirklich fündig geworden bin ich nicht. Also ja, ich bin jetzt Mitglied einer Gruppe, die sich "Deutsche Frauen in Tunesien" nennt, genauso wie von einer andere internationalen Gruppe. Es giibt auch verschiedene Events, auf die ich mich dann im nächsten Schritt natürlich allein trauen müsste. Mal schauen. Weiterhin habe ich mir die Website des hiesischen Goethe-Instituts angeschaut und habe mir vorgenommen, mal auf ein von denen organisiertes Event zu gehen. Das scheint mir schon rein professionell gesehen, einen Versuch wert zu sein.

Alles andere bringt sicher die Zeit. Und ansonsten werde ich einfach auch Dinge allein unternehmen. Aber mit lieben Menschen ist es natürlich immer schöner und würde ich mch gerade momentan auch noch sicherer fühlen :)