Donnerstag, 17.08.2023

Kleines Update

Jetzt ist doch deutlich mehr Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag, als ich mir das eigentlch vorgestellt habe. Gründe dafür sind einmal die Tatsache, dass ich mit dem Leben als Vollzeitarbeitende erstmal klar kommen muss und damit gerade am  Anfang der Woche sehr gestruggelt habe. Zweitens ging es mir jetzt ab Mitte der Woche rein körperlich alles andere als gut, aber das ist nochmal eine andere Geschichte.

Hier also erstmal ein kleines Update, was in der Woche bisher passiert ist.

Am wichtigsten ist vielleicht die Tatsache, dass ich seit letztem Samstag meinen eigenen Schlüssel habe und Hiba noch einmal ausdrücklich betont hat, dass ich natürlich ein eigenständiger Mensch bin und es quasi nur die Idee war, dass sie mich die erste Zeit etwas "an die Hand" nimmt. Vergangene Woche Donnerstag und Freitag bin ich schon (sehr aufgeregt) jeweils allein mit dem Taxi früher zurück nach Hause vom Büro, was natürlich einwandfrei geklappt hat. Ab Samstag war ich dann also vollkommen frei und damit dann auch erstmal ziemlich überfordert. Nach einigem hin und her überlegen, hab ich mich dafür entschieden, erstmal kleine Schritte alleine zu machen. Mein Highlight des Samstags bestand dann darin, alleine zum Supermarkt zu gehen.

Tunesische Supermärkte

Ich liebe es ja, in anderen Ländern in Supermärkte zu gehen und verbringe da die ersten Male auch immer viel zu viel Zeit drin, weil ich mir alles in Ruhe anschauen will und es einfach super spannend ist, was es für Unterschiede gibt und was gleich ist.

Hier sind die Unterschiede relativ offensichtlich. Die Obst- und Gemüseabteilung ist im Vergleich zu westeuropäischen Supermärkten wirklich klein. Was aber vor allem daran liegt, dass wohl hauptsächlich lokal angebaute Produkte ihren Weg in den Laden finden, was natürlich sehr lobenswert ist. Als verwöhnte Westeuropäerin allerdings trotzdem etwas gewöhnungsbedürftig. Denn Bananen gibt es beispielsweise scheinbar nur sehr selten, ich habe noch keine gesehen, geschweige denn gekauft.

Ansonsten sind es natürlich sehr viele Produkte die ich gar nicht kenne oder einfach ein Pendant zu Dingen, die bei uns anders heißen. Internationale Produkte sind wenig zu finden und wenn dann sehr teuer. Ein kleiner Laden in der Nähe des Büros verkauft Hafermilch für 12400 Dinar. Das sind umgerechnet knappe 4 Euro.

Vorurteile

Abgesehen von meinem Supermakt-Erlebnis war mein Wochenende aber sehr unspektakulär. Ich hatte mi offen gelassen, ob ich mich auf dem Weg nach Hause noch in ein Café setze, indem ich bereits zwei Mal mit Hiba gewesen bin. Dieses war dann voll mit ausschließlich Männern, was dann der Grund war, weshalb ich weitergegangen bin und mich nicht hingesetzt habe.

Hier bin ich dann aber doch sehr nachdenklich geworden. Was war es jetzt genau, was mich abgeschreckt hat, dort reinzugehen? Die Tatsache, dass es nur Männer waren oder dass es (logischerweise) arabische Männer waren. Denn meine negativen Erfahrungen in Deutschland sind einfach hauptsächlich mit arabischen Männern entstanden (und das jetzt nur in Bezug auf ähnliche Situationen im Gastgewerbe). Hätte ich mich also genauso unwohl gefühlt, wenn es offensichtlich europäische Typen gewesen wären? So ganz hab ich es noch immer nicht gelöst, aber in Europa kommt es für mich persönlich sehr auf das Klientel an. Ich würde mich auch in Deutschland nicht in eine rauchige Eckkneipe setzen, oder mir neben einer Gruppe Bauarbeiter einen Platz suchen.  Aber in nem hippen Café, wo vielleicht zufällig gerade nur Typen sitzen, vielleicht schon...(?) Naja. Ich weiß es nicht. Das mit den Vorurteilen ist ja genau eine Motivation für Tunesien gewesen. Ich bin gespannt, wie und ob ich mich da weiterentwickle...

Weiterhin war mein Wochenende wirklich absolut unspektakulär: Ich war mit Arbeiten für die Uni beschäftigt und habe viel mit lieben Menschen aus der Heimat telefoniert. Also nein, Stadt erkunden sieht anders aus, aber irgendwie habe ich mich insgesamt einfach noch nicht wohl und selbstsicher genug dafür gefühlt.

Das Gefühl, wieder ein Kind zu sein

Für die Woche habe ich mir dann vorgenommen, mehr und mehr alltägliche Dinge zu machen und so sicherer zu werden. Es fühlt sich ein bisschen an, wie wenn man als Kind die ersten Dinge alleine erledigen durfte. Alles ist neu und man kennt die Abläufe nicht, weiß nicht genau, was einen erwartet.

Inzwischen fühle ich mich schon deutlich routinierter in vielen Dingen und habe mir für das Wochenende vorgenommen, die Stadt ein wenig allein zu erkunden.

So viel für heute. Im nächsten Post möchte ich unbedingt über das Essen hier schreiben, denn da gibt es auch schon so einiges zu berichten! Ich bin wie immer dankbar für jegliches Feedback sowie Anregungen o.ä. :)