Freitag, 18.08.2023

Fastfood und Herausforderungen

In den zwei Wochen, in denen ich jetzt hier bin, durfte ich schon einiges an tunesischen Spezialitäten probieren. Natürlich immer abgewandelt, denn eigentlich ist überall immer Tunfisch drin. Gleichzeitig hat sich essen überhaupt für mich persönlich zu einer nie da gewesenen Herausforderung entpuppt. Doch der Reihe nach.

Tunesische Fast Food Spezialitäten

An meinem ersten Wochenende hat mir Hiba am Samstag die Altstadt von Tunis gezeigt und ich durfte gleich drei verschiedenen Fastfood-Spezialitäten probieren. Das Schöne ist, dass die Sachen vor deinen Augen ganz frisch zubereitet werden. Somit ist es auch kein Problem, extra Wünsche anzugeben, in meinem Fall also keinen Thunfisch (ich habe übrigens nachgeschaut: beide Schreibweisen mit und ohne h sind richtig 😉) hinzuzufügen. Als erstes durfte ich Fricassé probieren. Das Foto wird dem Essen nicht wirklich gerecht, es ist wirklich ziemlich lecker. In meinem Fall war es ein frittierter Teig, der gefüllt ist mit Kartoffelbrei, Harissa, gekochtem Ei und Oliven. Es ist sehr lecker, aber durch das so typische Harissa für mich einfach schon grenzwertig scharf.

Am gleichen Stand habe ich dann noch das erste Mal Brik gegessen. Dies ist eine sehr beliebte Vorspeise. Es ist eine Art Dreieck, aus ganz dünnem, frittiertem Teig. Dieser ist gefüllt mit normalerwiese Thunfisch, gekochtem Ei, Kapern und Petersilie. Bevor man es isst, wird es mit frischem Zitronensaft beträufelt. Ebenfalls sehr lecker und für meinen nicht an Schärfe gewöhnten Körper auch deutlich besser auszuhalten.

Spezialität und eine Art Grundnahrungsmittel zugleich ist das schon erwähnte Harissa. Das ist eine Paste (sieht für den Laienblick aus, wie Tomatenmark), die aus Chilischoten und Knoblauch hergestellt wird und wirklich für alles und jedes Gericht benutzt wird. Es bildet eine Art Grundlage für die tunesische Küche und die Menschen sind dementsprechend stolz darauf. Erinnert mich manchmal von der Art zu schwärmen ein bisschen daran, wie Deutsche über deutsches Brot reden :D Also definitiv ein Kulturgut. Passenderweise spreche ich gerade mit meinen Lernenden auch über Essensgewohnheiten und Gerichte. Sie alle werden im September Tunesien Richtung Deutschland verlassen und es ist klar für sie, dass mindestens ein Päckchen Harissa im Gepäck nicht fehlen darf.

Aber zurück zu meinem Fastfood Marathon an besagtem Samstag: Nachdem einige Zeit vergangen war (denn Fricassé und Brik direkt hintereinander sind doch ziemlich füllend), gab es dann noch etwas anderes. Cassecroute ist ein Stück Baguette, gefüllt mit Ei (ja, das ist hier sehr beliebt), Pommes, Salat und Harissa. Normalerweise dann auch noch mit Tunfisch dazu. Auch das ist sehr lecker, aber ebenso reichhaltig, wie die Dinge davor. Ihr ahnt es, an diesem Tag musste ich dann nichts weiter mehr essen.

Essen als Herausforderung

Wer mich kennt, der weiß, dass ich essen und kochen sehr liebe. Zu meinem eigenen Bedauern, war ich noch nie ein Mensch, der gut Mahlzeiten ausfallen lassen konnte.

Hier ist irgendwie alles anders. Zum einen hat mein Körper echte Probleme mit der Schärfe von einfach allen Gerichten. Mein Mund ist regelmäßig am Brennen und das ist irgendwann echt nicht mehr spaßig. Zum Glück wird immer viel Brot dazu serviert, trotzdem muss sich mein Organismus da noch sehr dran gewöhnen.

Zum anderen ist meine anfängliche Überforderung, was ich denn dann jetzt für mich selbst kochen kann, noch immer nicht ganz weg. Dazu kommt der Zeitfaktor. Ich schaffe es momentan noch nicht, regelmäßig an einem Tag zu essen. Und so ist es insgesamt auch noch immer viel weniger, als ich normalerweise zu mir nehme.

Das Frühstück hier besteht (zumindest, wenn ich mit Kolleginnen ins Café gehe) aus Pain au Chocolat und einem Café Americain, also schwarzer Kaffee mit Zucker. Da es eben nicht üblich ist, pflanzliche Milchalternativen anzubieten, muss ich auf meinen geliebten Cappuccino verzichten und trinke mehr aus der Not heraus (also v.a. wegen des Koffeins) schwarzen Kaffee. Nun ja. Delikat geht anders, aber wenn man das Schokobrötchen rein tunkt, ist es ganz erträglich :D

Diese Spirale aus zu wenig essen hat sich in der jetzt vergangenen Woche immer weiter zugespitzt: ich hatte immer mehr mit Übelkeit zu tun, ohne zu wissen, ob Nahrung jetzt noch helfen würde oder nicht, um den Zustand zu verbessern. Am Mittwoch fand das Ganze dann in Kombination mit wahnsinnigen Kopfschmerzen seinen traurigen Höhepunkt und ich musste mich mehrmals übergeben. Seitdem bin ich noch vorsichtiger, was ich esse und probiere es gleichzeitig wieder regelmäßiger zu tun.

 BrikFrühstück

Brik, Fricassé, Pain au Chocolat