Mittwoch, 23.08.2023

Rückblick aufs Wochenende

Auch wenn es schon wieder MItte der Woche ist,kommt hier noch ein kleiner Rückblick auf das vergangene Wochenende. Ich war das erste Mal alleine in der Stadt unterwegs. Und lerne mehr und mehr. Zum Beispiel allein in einem Restaurant sitzen und das über einen längeren Zeitraum, ohne ein Laptop oder Buch dabei zu haben.

Gefühle zuzulassen, egal welcher Art sie sind. Ich habe mir ein Notizbuch und Stift gekauft, um meine Gedanken aufzuschreiben. Das erste Mal seit Jahren habe ich wieder konkrete Ideen für kreative Schreibprojekte. Es ist alles im Fluss, bzw. es hat angefangen zu fließen und dafür bin ich sehr dankbar.

Das war eine meiner größten Hoffnungen für diese Monate hier, dass ich die Zeit habe und die Möglichkeit, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Und auch wenn das jetzt extrem egoistisch klingt, ist es doch notwendig. Die Ereignisse und Gefühle der letzten 12 Monate habe ich noch nicht komplett verarbeitet, mir selbst noch nicht vergeben. Und so unangenehm es auch wieder ist darüber nachzudenken, es hilft. Mich selbst zu akzeptieren, die Person, die ich war und die ich auch durch das letzte Jahr geworden bin. So lerne ich, dass ich an erster Stelle in meinem Leben stehe und niemand anderes. Ich kann jetzt leben, ohne mich über meinen Beziehungsstatus zu definieren, allein daraus das Selbstvertrauen zu ziehen. Und so banal diese Erkenntnis auch ist und so selbstverständlich sie sein sollte, sie war es für mich nicht. Und natürlich ist es trotzdem wunderschön zu wissen, dass man geliebt wird, dass da jemand ist, auf dem man sich immer verlassen kann. Aber ich bin gerade von der Zuneigung eines Mannes nicht mehr so abhängig, wie ich es sehr lange war.

Das erste Mal allein unterwegs sein und die Stadt zu erkunden, hat mich aber auch einiges an Kraft und Nerven gekostet. Nachdem ich mich die ganze Woche darauf gefreut hatte am Samstag endlich was zu machen, war ich dann am Samstagvormittag doch wieder etwas überfordert mit allem. Eigentlich hatte ich schon einen Plan, wo ich hinwollte. Dann habe ich im Internet recherchiert, was man dort so machen kann und bin dabei auf andere Sehenswürdigkeiten gestoßen, die auch super interessant sind. Die Konsequenz war dann, dass ich gar nicht mehr wusste, was ich will und kurz vor einem kleinen Zusammenbruch stand mit dem Gedanken, mich doch einfach in meinem Zimmer zu verkriechen. Genau in dem Moment fragte Hiba mich, ob ich Lust hätte, mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen. Das habe ich dankend angenommen und ihr dann auch von meinem akuten Problem erzählt. Sie war dann wirklich sehr hilfreich, indem sie mir noch mehr über das Viertel erzählt hat und dann bestimmt drei Mal mit mir die Wegbeschreibung durchgegangen ist, wie ich zu einem bestimmten Café komme, was ich gerne besuchen wollte.

Also bin ich dann ein paar Stunden später (dies war dann allein der Hitze geschuldet) los, habe mir ein Taxi nach La Marsa bestellt. Das wird oft als der europäischste Stadtteil beschrieben, dort leben sehr viele Franzosen und Französinnen, aber auch viele Menschen aus weiteren Ländern. Dort angekommen, bin ich erstmal zum Strand gelaufen. Endlich! Nach zwei Wochen in Tunesien habe ich es dann auch so richtig ans Meer geschafft. Mit den Schuhen in der Hand bin ich ein Stück in der Brandung den Strand entlanggelaufen und war einfach nur glücklich, am Wasser zu sein. Mit ordentlich Hunger bin ich dann einige Zeit später in das Café gegangen. Dritte Etage, Terrasse mit Meerblick. Die Location ist auf jeden Fall traumhaft. Nun kam dann aber auch die Herausforderung. allein zu bestellen, zu sitzen, zu bezahlen.

Die bekannten Vorgänge im Restaurant wurden für mich dann doch herausfordernder als gedacht. Angefangen beim Service. Es gab Kellner, also nahm ich an, ich würde am Platz bedient werden. Nach 10 Minuten warten, bin ich rein und habe einen Kellner gefragt, wie das hier läuft. Er hat mich nicht ganz verstanden, gesagt, ich könnte beim ihm bestellen. Nachdem ich noch eine Menükarte erfragt hatte, stand ich etwas unangenehm mitten im Raum und habe die Karte gelesen, der Kellner zwei Meter von mir entfernt. Auch deshalb habe ich einfach das erstbeste genommen, was mich angesprochen hat, hab schnell bestellt und geschaut, dass ich rauskomme, wieder an meinen eigentlichen Platz. Danach hat alles so weit geklappt (ich hab dann beobachtet, dass man sehr wohl am Tisch bestellen kann, wenn denn ein Kellner sich dazu bequemt, in die Nähe zu kommen). Ich saß eine ganze Weile dort, hab beim Essen wieder gemerkt, dass mein Magen noch nicht so richtig gut ist und mir einfach Zeit gelassen. Die nächste Herausforderung war das Bezahlen. Meine bevorzugte Strategie ist es ja, einfach zu schauen, wie andere das machen und dann nachmachen.  Nur hat es eeewig gedauert, bis ich das mal beobachten konnte.

Übrigens muss ich hier auch oft daran denken, dass man ja über Deutsche sagt, dass sie viel und gerne starren…ich glaube, ich habe das Klischee absolut bestätigt in diesem Fall :D aber es war mir egal, ich wollte um jeden Preis eine nochmal so unangenehme Situation mit dem Kellner vermeiden. Ja, ich weiß, es sollte mir egal sein, was fremde Menschen über mich denken…es ist es leider nicht und daher mein sehr passives Verhalten. Bis ich dann beobachten konnte, dass man rein geht und am Tresen bezahlt. Das habe ich dann auch schnell getan und bin wieder zum Wasser. Am Strand habe ich dann noch den Sonnenuntergang angeschaut und in mein frisch gekauftes Notizbuch geschrieben. Sehr glücklich bin ich dann am Abend wieder zurückgefahren.

Mein Sonntag war dann wieder sehr, sehr unspektakulär und geprägt von ausschlafen, arbeiten und telefonieren.