Sonntag, 13.08.2023

Kauderwelsch und Einsamkeit

Verständigung

In Tunesien spricht man Tunesisch (eine besondere Mischung aus Arabisch und Französisch) und die Amtssprache ist Französisch. Jede*r spricht also schon mal mindestens zwei Sprachen, viele jüngere Leute auch Englisch.

Meine Kommunikation auf Arbeit findet (außerhalb meiner Kurse) auf Englisch statt.

Mit meiner Kollegin Souleima würde ich gerne eine Art Tandem bilden, denn sie lernt Deutsch und ich Französisch und ich glaube, unsere Level sind ungefähr gleich ,sodass das Gefälle auch nicht zu groß ist. Nur ist es schwierig, die Sprache tatsächlich zu sprechen.
Vor allem wird das Kauderwelsch an Sprachen in meinem Kopf dann noch größer, als es ohnehin schon ist. Mit Englisch, Deutsch und Niederländisch konstant in meinem Kopf ist es schon herausfordernd genug. Wenn Französisch noch hinzu kommt habe ich das Gefühl, mein Gehirn ist vollkommen überfordert. Natürlich ist es eine Sache des Übens und ich hoffe noch immer, dass sich mein Französisch in der Zeit hier doch verbessert oder zumindest festigt. Mal schauen, was die Zeit so bringt. Abgesehen davon, ist es natürlich auch super spannend, noch ein bisschen Tunesisch zu lernen. Ein paar wenige Wörter kann ich schon, traue mich aber oft noch nicht sie zu benutzen.

Es ist irgendwie sehr interessant, die ganze Zeit mit einer Sprache umgeben zu sein, von der ich (wenn es gut läuft) alle paar Sätze mal ein Wort verstehe, weil es auf Französisch ist.
Oft hab ich keinen blassen Schimmer worüber die Menschen reden, anhand von Intonation und eventuell Gestik ist zumindest abzulesen, wie ernst oder lustig es gerade ist.
So gerne ich auch Menschen beobachte und mir überlege, worum es gerade gehen könnte, wird mir wieder einmal bewusst, wie wichtig das Beherrschen einer Sprache für die Integration ist. Ich fühle mich sehr an meine ersten paar Wochen in Holland erinnert, wo es ähnlich war (aber da habe ich zumindest das meiste verstanden und konnte nur nicht sprechen).

Ausgeschlossen

Das Nicht-Beherrschen einer Sprache exkludiert eine Person aber auch direkt von jeglicher sozialer Interaktion. Momentan wird mit mir im Büro nur Englisch gesprochen, wenn ich direkt angesprochen werde, ansonsten unterhalten sich meine Kolleg*innen auf Tunesisch. Was natürlich ihr gutes Recht ist und ich keinesfalls verurteile. Für mich wird das Nichtbeherrschen der Sprache genau dann zum Problem, wenn es eine Situation wie am Freitag ist. Wir hatten Mittagspause und gingen mit mehreren Leuten aus dem Team in ein Restaurant. Obwohl ich also die ganze Zeit von Menschen umgeben war, habe ich mich selten in dieser Woche so einsam gefühlt, wie in diesem Moment. Offensichtlich saß ich in einer geselligen Gruppe am Tisch. Praktisch fühlte ich das unangeneheme Gefühl der Einsamkeit in mir hochkriechen, da ich kein Wort verstand. Ja, ich beobachte gerne und spekuliere ,worüber es gehen könnte. Aber auch nur bis zu nem bestimmten Punkt, dann ist es einfach nur noch frustrierend für mich und mein Gehirn schaltet ab.

Wie so oft bin ich unsicher, ob und wie ich das thematisieren kann. Denn ich erwarte natürlich auch nicht, dass jegliche Gespräche auf Englisch geführt werden, sobald ich dabei bin. Aber so wie es jetzt isr, funktioniert die Integration ins Team meiner Meinung nach eben nur bedingt. Wenn ihr Tipps habt, wie ich damit umgehen könnte, freue ich mich sehr...

Auf der Suche nach Geselligkeit

Ein anderer Aspekt der Einsamkeit ist natürlich die Tatsache, dass ich bisher auch keinen Menschen kenne, abgesehen von meinen Arbeitskolleg*innen. Daher habe ich mich heute auf die Suche im Internet begeben und meinen guten alten Facebook-Account mal wieder benutzt, den ich genau für solche Zwecke dann doch noch nicht gelöscht habe.

Wirklich fündig geworden bin ich nicht. Also ja, ich bin jetzt Mitglied einer Gruppe, die sich "Deutsche Frauen in Tunesien" nennt, genauso wie von einer andere internationalen Gruppe. Es giibt auch verschiedene Events, auf die ich mich dann im nächsten Schritt natürlich allein trauen müsste. Mal schauen. Weiterhin habe ich mir die Website des hiesischen Goethe-Instituts angeschaut und habe mir vorgenommen, mal auf ein von denen organisiertes Event zu gehen. Das scheint mir schon rein professionell gesehen, einen Versuch wert zu sein.

Alles andere bringt sicher die Zeit. Und ansonsten werde ich einfach auch Dinge allein unternehmen. Aber mit lieben Menschen ist es natürlich immer schöner und würde ich mch gerade momentan auch noch sicherer fühlen :)