Sonntag, 27.08.2023

Gedanken zur letzten Woche

Mein Wochenende verläuft dank anstehender Deadlines von der Uni nun doch sehr viel unspektakulärer, als ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Aber ich möchte ja mein Studium langsam mal beenden, also muss ich jetzt noch durchhalten und fleißig meine Prüfungsleistungen bearbeiten. Da ich leider keinen Schreibtisch habe, ist die Arbeit auf dem Bett allerdings auch nicht so richtig motivierend, mal abgesehen davon, dass richtig merke, wie uncool mein Körper das findet. Aber mir bleibt nichts anderes übrig.

Bewegungsmangel

Momentan muss ich sagen, vermisse ich mein Zuhause bisher am meisten. Abgesehen von den Menschen vermisse ich die grünen Wiesen und Pflanzen (auch wenn es natürlich utopisch ist zu denken, die wären Ende August noch saftig grün) und einen grauen Himmel. Ganz abgesehen natürlich vom Essen. Und Bewegung!!! Mir war nicht bewusst, wie krass wenig man sich bei einem 9-5 Job im Büro bewegt! Dazu die Hin-und Rückfahrt im Taxi und dann am besten noch den Fahrstuhl in den ersten oder zweiten Stock nehmen. All das ist absolut gängig bei meinen Kolleg*innen und ich weiß wirklich nicht, wie sie das aushalten. Ich weiß natürlich nicht, wie deren Freizeit aussieht. Ich vermisse vor allem das tägliche Fahrradfahren. Und auch, wenn ich mich als Studentin nun auch nicht suuper viel bewege, erscheint es mir doch um einiges mehr zu sein als nun hier. Fahrrad fahren, zwischendurch was erledigen, von einer Fakultät zur andere laufen usw. Bei meiner Suche nach irgendeinem Ausgleich (denn bei aller Liebe, beim Yoga mache ich ja auch nicht viele Schritte), bin ich auf Youtube auf sogenannte "Walking Workouts" gestoßen. 5000 Schritte in 30 Minuten! Ob das so stimmt, sei mal dahin gestellt, aber es ist tatsächlich eine angenehme Abwechslung zum ständigen Sitzen. Auch auf Arbeit probiere ich ab und zu fünf Minuten auf der Dachterrasse hin- und her zu laufen, wenn ich es gar nicht mehr aushalte. Der Nachteil hier ist halt einfach wirklich die große Hitze. In der geht niemand joggen und einen Nachmittagsspaziergang lässt man dann auch sehr kurz ausfallen.

Zu introvertiert für diese Welt

Letzte Woche hatte ich dann noch ein typisches Drinnie-Problem. Zwei Lerner aus meinem Kurs sind ins Büro gekommen, um ihr Visum für Deutschland entgegen zu nehmen. Ich wusste das nicht und saß mit den Rücken zu ihnen im Büro den Gang etwas weiter runter. Dann habe ich aber ihre Stimmen gehört und wurde mehr und mehr sicher, dass das eben zwei der sehr regelmäßigen Teilnehmenden sein müssten. Doch wie so oft, war ich mir zu 99% sicher und das 1% Unsicherheit hat dazu geführt, dass ich letztlich nichts getan habe. Naja, es stellte sich später noch heraus, dass sie es wirklich waren und als ich sie darauf angesprochen habe, waren sie erstens überrascht, dass ich im Tuniser Büro saß. Scheinbar hatten sie angenommen, dass ich in Deutschland wäre. Und zweitens waren sie dann doch sehr traurig, dass wir uns nicht gesprochen haben...so viel dazu. Es kommen wahrscheinlich noch ein paar der Leute in der kommenden Woche rein und ich gebe mir wirklich Mühe, mein Verhalten dann zu ändern und aktiv auf sie zuzugehen.

180-Grad Wende

Inhaltlich habe ich in der letzten Woche auch auf Nachfrage der Lernenden in meinem Kurs "die deutsche Geschichte" behandelt. Großes Thema und ich war doch etwas überfordert, wie ich das angehen sollte. Letztlich ging es natürlich um das 20. Jahrhundert, also Nazi-Zeit und das geteilte Deutschland. Was es zusätzlich schwieriger machte war, dass ich keinerei Idee hatte, wie viel Vorkenntnisse meine Lernenden diesbezüglich hatten. Bei meiner Recherche, wie ich das ganze auf eine passende Art bespechen kann, bin ich dann auf einen ganzen Themenkomplex getroffen, der sich mit diesem Teil der Landeskunde im DaF Unterricht befasst. Ich fand es so interessant, dass ich nun dabei bin, mein bisheriges Thema für die Bachelorarbeit nochmal komplett über den Haufen zu werfen und etwas zu machen, was ich wirklich interessant finde. Auch dafür ist an diesem Wochenende einiges an Recherchezeit für ins Land gegangen und ich bin noch immer unsicher. Mal gucken, was das noch wird, aber ich habe einfach direkt gemerkt, dass ich das Thema persönlich viiieel interessanter finde, als eine langweilge Fehleranalyse.

Die Sache mit dem Klo

Eine weitere Anekdote noch zum Leben hier und gewissen kulturellen Unterschieden: der Toilettengang. Keine Sorge, es wird nicht zu detailliert :D Gleich am Anfang ist mir natürlich schon der Schlauch neben der Toilette aufgefallen. Dieser wird anstelle von Klopapier benutzt. Und das Klopapier dann qasi nur zum trocknen. Aber glücklicherwiese gibt es sowohl im Büro als auch hier zuhause trotzdem immer Klopapier. Denn an die Idee mit dem Schlau komme ich einfach nicht ran. Diese Woche hab ich einfach mal gegoogelt und dazu dann auch ein Forum gefunden, in dem sich vor allem deutsche Frauen darüber ausgetauscht haben, wie das bei ihren tunesischen Männern denn ist. Es war sehr unterhaltsam zu lesen und die Meinunen gingen auch so vollkommen auseinander, was die Effektivität der Methoden betrifft. Es gab die Tunesier, die sich angepasst haben an europäische Klos, aber auch deutsche Frauen, die auf dieses Gadget auch zuhause nicht mehr verzichten wollten. Mir ist die Idee von einem Bidet oder zu Deutsch Po-Dusche natürlich auch nicht fremd. Aber ich habe festgestellt, dass ich doch lieber bei der mir vertrauten Varante bleibe :D

Achso, noch ein kleines Update bezüglich der Wohnsituation: Ich habe noch nicht mit Hiba gesprochen. Ich hatte sie um ein Gespräch gebeten und sie hat auch zugestimmt, aber mich dann heute doch nochmal auf morgen vetröstet, weil sie noch DInge zu erledigen hatte. Ich berichte in jedem Fall, wenn es neue Entwicklungen gibt.

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und melde mich baldmöglichst wieder!